05.07.21

 >>> X Geister












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Mein Projekt „X GEISTER“

Durch pandemische Zustände zu Hause eingesperrt, beschäftigten sich viele Menschen mit ihren eigenen vier Wänden. Bei mir wurde eine alte Frage an die Oberfläche gespült: Was geschah in meiner Wohnung von Fertigstellung des Hauses bis zu meinem Einzug? Wie und wann änderte sich die Aussicht vom Balkon? Ein 1935 geborener Neuköllner erzählte mir, gegenüber sei der Reuterrummel gewesen. Das klang spannend und meine Fantasie ging spazieren. Über einen Markt? Eine Kirmes? Einen Rummelplatz? Die Wohnung als Zeitspeicher und ich als Chronistin. Als Beobachtende, als Wachende, als Wartende.

Ich weiß, worauf ich in diesen vier Wänden gewartet habe: Auf das Ergebnis des Schwangerschaftstests, auf einen Kindergartenplatz, auf das Ende der Abiprüfung meiner großen Tochter, auf den Bescheid von Hartz 4, Kinderzuschlag, Sonderstipendium. Wer hat hier noch gewartet? Und auf was?

Auf das Ende des Krieges, auf den Befund aus der Radiologie, auf die Wehen, auf das erste graue Haar, auf den Tod, auf das Herausfallen des ersten Wackelzahns, auf die Ziehung der Lottozahlen, auf die Feldpost oder die Eröffnung von Karstadt am Hermannplatz?


Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.